Auf der Höhe von Deidesheim habe ich bei einer Wanderung am Haardtrand des Pfälzer Waldes ein eigentümliches Plakat entdeckt. Angebracht an einem Baum vom Forstamt Bad Dürkheim. Eines der üblichen Hinweisschilder im Wald, habe ich zuerst gedacht. Beim Näherkommen lese ich die große Überschrift: „Ungeliebte Naturbewohner“. Ich stutze. Was soll das denn heißen? Die Abbildungen zeigen aber weder Wölfe noch Parasiten, sondern verschiedene Müllsorten, die Menschen immer wieder unachtsam im Wald zurücklassen. Auf dem Plakat sind sie in Anlehnung an den schwedischen Naturforscher Carl von Linné mit zwei Namen versehen, in Deutsch und in Latein. Und mit einer Zeitangabe, wie lange es dauert, bis sie verrottet sind. Ich will nur einige nennen:
Z.B. das Papiertaschentuch, genannt „Weißer Rotzling“, lat. Popel schnupfus alba, mit einer Verrottungszeit von 1-5 Jahren. Oder der „Gemeine Beutler“, lat. Sackuli plasticus, und damit die ordinäre Plastiktüte mit satten 120 Jahren. Der „Gefüllte Dungfang“, entpuppt sich als eine Windel, lateinisch sinnenfällig mit Stinki bombulus windeli benannt, hat eine Verfallszeit von 500-800 Jahren. Der „Geknickte Dürstling“, lat. Trapattoni babbela, ist eine zusammengeknüllte Plastikflasche, mit einer Verfallszeit von 500-1000 Jahren. Und ca. 50.000 Jahre dauert es beim „Kleinen Schluckspecht“, einer kleinen Underberg- oder Wodkaflasche, lat. Liquior cadaveri genannt.
Fantastisch! Da hat jemand auf humorvolle Art und Weise deutlich gemacht, was wir der Natur und letztlich auch uns selbst antun, wenn wir unseren Müll einfach liegen lassen. Das Thema ist ja nicht neu. Aber es hat mich noch nie auf diese Weise angesprochen und aufgerüttelt. Ganz anders, als wenn da nur ein Schild steht, dass Müll wegwerfen verboten ist.
Ich merke, wie erzieherisch effektiv es sein kann, wenn nicht Moral, sondern Humor die Gebote der Zeit ansagt. Wie schön wäre es, wenn solche Ideen auch in anderen Bereichen umgesetzt werden würden. Zum Beispiel auf öffentlichen Plätzen, am Bahnhof, in Parkanlagen. Wo Müllmänner jeden Tag die Hinterlassenschaften anderer entfernen müssen. Oder beim Arbeitsschutz. Sei es in der Fabrik oder im Büro. Da könnten humorvolle Namen für die Missachtung von Schutzmaßnahmen im Sinne ungeliebter Arbeitsweisen, Fehlhaltungen und ihrer Folgen vielleicht eine noch bessere Wirkung zeigen als Verbotsschilder.